jeden Freitag um 18 Uhr in der Kirche
„Frieden schaffen ohne Waffen" und „Schwerter zu Pflugscharen", das waren die Slogans der Friedensbewegung in den siebziger und achtziger Jahren. Die hohe Zeit der Menschenketten ist heute scheinbar vorbei. Doch die Welt ist nicht friedlicher geworden. Das in Erinerung zu halten, ist eines der Ziele des freitäglichen Friedensgebetes im Altarraum der Auferstehungskirche, nach dem Abendläuten um 18 Uhr.
„Wir werden den Lauf der Dinge nicht aufhalten können", sagt Grita-Gundulah Voß. „Aber es gelingt uns, einen Gedanken wachzuhalten." Denn vor allem darum geht es beim Friedensgebet. Menschen und Ereignisse vor dem Vergessen zu bewahren. Was nicht heißt, dass es immer beim Beten bleiben muss: Aus vielen Gebeten und Gespräche über aktuelle Ereignisse sind schon Aufrufe, Mahnungen und Aktionen für bedrängte Menschen geworden. Anlässe gebe es schließlich genug, sagt Peter Michael Voß: „Wer wach in die Welt guckt, stößt sehr schnell an Fragen." Das können Armut oder Ungerechtigkeit, Gewalt, Diskriminierung oder Vernachlässigung sein, am anderen Ende der Welt - oder hier in Bad Oeynhausen.
Seit 1979 gibt es das Friedensgebet in der Auferstehungskirche, zunächst jedes Jahr im November. Mit dem drohenden Irakkrieg 1990 ist es zu einer ständigen Einrichtung einmal pro Woche geworden. Es versammlen sich meist zwischen zehn und 15 Menschen, manchmal auch mehr, zum Singen, Beten und Nachdenken über ein Wort der Bibel oder die Tagesereignisse. Aktuelle Ereignisse werden vor Gott bedacht und ins Gebet gehoben - ebenso wie Gedenktage oder Tage der Erinnerung.
Diese ständige Einrichtung einer Solidarisierung vor Gott und mit den Betroffenen über all die Jahre am Leben zu erhalten, sei nicht immer einfach gewesen, räumt Grita-Gundulah Voß ein. Doch der geistige Austausch vor dem großen Kirchenfenster, zwischen Menschen, die sich die Dinge um sich herum bewusst machen, habe ihr Leben bereichert, sagt die Pfarrerin im Ruhestand. „Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede ist der Weg", ist ein Ausspruch von Mahatma Gandhi. Dieser Gedanke wird sie auch in den kommenden Jahren antreiben.