Das 8 x 10 Meter große Kirchenfenster von Hans Gottfried von Stockhausen

Das große Chorfenster der Auferstehungskirche Bad Oeynhausen hat eine Breite von 10 und eine Höhe von 8 Metern. Es wurde von Hans Gottfried von Stockhausen 1956 entworfen. Im mittleren der drei senkrechten Felder, in einer Mandorla, das Bild des auferstandenen Herrn. Darunter ein sitzender Engel in die Höhe zeigend, ganz oben erscheint das Lamm, das der Welt Sünde trägt. In der Mitte des linken Feldes Maria mit dem Kindlein auf dem Schoß. Im rechten Feld Christus am Kreuz.
kirchenfenster
Aus mundgeblasenem sog. Danziger Glas zeigt es in der Mitte den auferstehenden Christus, umrahmt von einer goldfarbenen Aureole.

Christus verbindet den oben angedeuteten Himmelskreis, der mit seinen "Strahlen" nach unten weist, und den Erdenkreis, der auf der unteren Fensterseite durch grüne und braune Farbtöne angedeutet ist. Christus entsteigt dem Grab, dessen Mauersteine auseinanderfallen.

Konzentrische Kreise und eine Mandorla, der mandelförmige Heiligenschein, umgeben ihn. Die Mandorla, abgeleitet von der Mandel, Sinnbild für die Hülle die den Kern wie ein Geheimnis verbirgt.

 

Über dem Haupte Jesu das Lamm, Opfertier und Symbol für Unschuld und Demut, hier dargestellt als das Lamm Gottes.

Umrahmt wird das Bild des Auferstandenen von Glasbausteinen, die die Wirkung eines Kristalls ergeben, und darum die Konturen eines Fisches, des alten Christussymbols.

mariaZu Füßen des Christus der Engel, dessen eine Hand nach oben, auf den Auferstehenden, weist.
Er ist von vielen Stellen der Kirche nicht sichtbar, durch Kreuz und Altar verborgen (s. Gesamtbild oben).

Sind nicht auch in unserem Leben Gottes Engel, Gottes gute Boten, oft verborgen, so daß wir sie nicht wahrnehmen können?

Auf der linken Fensterseite Jesus mit der Mutter Maria. Kein rosiges Baby sondern ein aufrecht auf dem Schoß seiner Mutter (die gleichzeitig ein Symbol für die Mutter Kirche darstellt) stehender segnender Jesus. Angedeutet die Balken eines Stalles - so unvollkommen wie die Welt, in die Jesus hineingeboren wurde. Links darüber ein Stern, der auf die Heilsgeschichte hinweist (4. Mose 24: Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen)

Auf der rechten Fensterseite, ebenfalls vom Fisch eingerahmt, die Kreuzigung, wie Johannes sie beschreibt: Maria und Johannes stehen unter dem Kreuz.

An den beiden Außenseiten Ranken mit Blatt und Frucht. Der Lebensbaum verkörpert die sich immer wieder erneuernde Kraft und den ständigen Sieg über den Tod.

In dem Fenster finden Sie alle schlichten uralten Symbole wie Kreis (für Unendlichkeit), Mandorla (die Mandel, die den Kern wie ein Geheimnis verbirgt) und das Kreuz, dessen Arme in die vier Himmelsrichtungen weisen und dessen waagerechte Balken - das Minus - durch die Senkrechte, Gottes Eingreifen aus der Höhe, zu einem Plus werden. Der Stern ist Sinnbild für das Licht, für Gottes Wirken. Im AT nach der Babylonischen Gefangenschaft findet sich die Vorstellung, daß hinter jedem Stern ein Engel steht.

Das Kruzifix - der "afrikanische Christus" von Professor Gerhard Marcks 

kreuzgesichtDas Kruzifix steht unmittelbar vor dem großen Fenster. Es entsteht eine Silhouetten-Wirkung. Kruzifix und Fenster bilden eine Einheit.

Das Kruzifix hat eine Geschichte:
Marcks, der sich anfangs gegen diese Arbeit gesträubt hat, sich aber von dem damaligen Gemeindepfarrer Dr. Hartog dazu überreden ließ, gab dem Christus die Gesichtszüge eines jungen Afrikaners, den er auf einer Schiffsreise im Roten Meer gezeichnet hatte, weil er meinte, in dem Gesicht des Afrikaners die ganze Not seines unterdrückten und geschundenden Volkes zu sehen, und er stellte ihn ohne Dornenkrone dar.

So kam die Auferstehungskirche zu einem Afrikanischen Kruzifix. Marcks öffnete die im ersten Entwurf schmerzverzerrten verkramften Hände, so daß sie sich wir zum Segen oder auch wie im Gebet zum Himmel strecken.

Marcks nahm auch Einfluß auf die Gestaltung des schlichten Altarblocks und der beiden schmiedeeisernen Leuchter, und - nicht zuletzt - geht der Entwurf zu dem vergoldeten Hahn auf dem Turm der Kirche auf ihn zurück. Der Gallus Triumphans der triumphierende Hahn mit seinen zwölf Federn auf der Brust, ziert auch das Dienstsiegel der Kirchengemeinde.

Die Kanzel

kanzelDie Kanzel zeigt die Bilder der zwölf Apostel, den Sendboten, die der Herr in die Welt gesandt hat, zu taufen und das Evangelium zu predigen. Sie stehen hier im gottesdienstlichem Raum am Ort der Predigt als Urbilder der Prediger, Urbilder und Vorbilder zugleich. Die Apostel sind aber nicht nur die ersten Prediger, sondern auch die ersten Bekenner und Zeugen, ja zum größten Teil die ersten Blutzeugen, mit Stephanuns zusammen die frühesten Märtyrer der Kirche.

Auf der Vorderseite der Kanzel sieht man in der Mitte Petrus und Paulus, die Säulenapostel, die beiden großen und wichtigsten, die der Herr zu einer besonderen Aufgabe ausgesondert hat. Petrus ist der erste, der Jesus auf die Frage, für wen er ihn halte, geantwortet hat: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn." Da gibt der Herr dem Simon den Namen Petrus. "Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen." und gibt ihm das Amt der Schlüssel, zu binden und zu lösen. Deswegen trägt Petrus schon in den ganz frühen Darstellungen den Schlüssel.

Neben Petrus steht Paulus, vom Herrn berufen vor Damaskus. Aus dem Verfolger der jungen Gemeinde wurde der glühende Verteidiger, Kämpfer und Wegbereiter, das "auserwählte Rüstzeug", den Heiden das Evangelium zu bringen. Er trägt das "Schwert des Geistes", der erste Theologe. Zugleich ist dieses Schwert auch sein Zeichen der Blutzeugenschaft. Denn er wurde als Märtyrer mit dem Schwert hingegrichtet.

Neben Petrus steht auch Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, mit Petrus verbunden auf dem Weg zum leeren Grab und auch wieder in geheimnisvoller Weise gegenübergestellt im letzten Kapitel des Johannesevangeliums. Er trägt den Kelch, das Zeichen der Gegenwart Christi und des Leidens.

Die Orgel

orgelDie Orgel der Auferstehungskirche fügt sich zu einem Ensemble großer räumlich-architektonischer Ausstrahlung, lebendiger Verkündigung und Freude an der Musik zur Ehre Gottes. Die Orgel dient den Menschen und erzählt von der Ehre Gottes, sie rühmt Gott vielfältig und vielgestaltig, im Gottesdienst und Konzert.

Der Kirchenbesucher schaut auf ein ziemlich großes Instrument und wird an die historische Tatsache erinnert, daß die Kirche Trägerin einer großen Kultur im weitesten Sinne war und hoffentlich bleiben wird. Doch viel tiefgründiger symbolisiert unsere Orgel durch ihre Nähe zu Altar und Kanzel das lutherische Theologieverständnis: die "geschwisterliche" Einheit der Verkündigung von Wort, Gebet und Musik.

Gebaut wurde die Orgel 1959 von der Orgelbauwerkstatt Paul Ott, Göttingen. Über 3000 Pfeiffen verteilen sich auf 42 Register mit einer Disposition für Pedalwerk und drei Manualwerke, sichtbar geworden durch eine lebendige Prospekt- und Gehäusegestaltung. Das Rückpositiv ragt über die Brüstung heraus, Schwellwerk (hinter dem Holzgitter verborgen) und Hauptwerk sind auf der Empore übereinander geordnet. Das Pedalwerk wird an der Wand von seinem eindrucksvollen Pedalturm in den Kirchenraum "gezogen". Nach damaligem Verständnis entstand durch gute künstlerische und handwerkliche Zusammenarbeit von Architekt (Prof. Brandis), Orgelarchitekt (Dipl.-Ing. Wulf Knipping) und dem Orgelbauer ein Werk, &uot;das hohe Qualität besitzt und dem Organisten alle künstlerischen und technischen Voraussetzungen an die Hand gibt". (Orgelgutachten von 1960, Prof. Arno Schönstedt)

Der Turmhahn

Den Turmhahn kann man aber kaum besser charakterisieren, als Studiendirektor i.R. Friedrich Karl Bohla es vermochte:

"Beim oberflächlichem Betrachten sieht man nur einen in der zeichnerischen Darstellung auf seine wesentlichen Merkmale reduzierten Hahn. Er ist gar lustig anzusehen, wie er so keck dasteht in seinem gespreizten Stolz. Dabei ist es nur seine Aufgabe zu krähen. Die aber erfüllt er mit Freude. Doch dann meine ich mehr zusehen, wenn ich sein Gesicht betrachte. Ja, er hat wirklich ein Gesicht. Zeigt es nicht ein Stück mephistophelischer Freude? Es ist ja auch kein gewöhnlicher Hahn. Nicht wahr, da fällt uns doch Petrus ein.Hatte zu ihm denn nicht Christus auf sein vorschnelles Treuebekenntnis warnend gesagt: "Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen."?

Und es geschah so, wie der Herr es gesagt hatte. Seitdem steht der Hahn als Wahrzeichen menschlichen Versagens und als Ruf zur Wachsamkeit auf der Spitze vieler Kirchtürme, auch auf dem Turm der Oeynhauser Kirche. Wer ihn sieht, lasse sich in Demut von ihm (auch wenn es nur ein eitler Hahn ist) daran erinnern, wie oft er in seinem Leben den Herrn verleugnet hat.

Es scheint mir nicht ein Zufall zu sein, daß der cruzifixus und der gallus triumphans von der Hand des gleichen Künstlers gestaltet sind. Nur wer sich selbst in seiner menschlichen Verlorenheit begriffen hat, findet den Zugang zu dem grausigen und zugleich rettenden Geschehen von Golgatha."