“Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer vermissen sicherlich seit etwa zwei Jahren Aufführungen großer Oratorien durch die Kantorei an der Auferstehungskirche. Doch, es muss nicht mehr lange gewartet werden”, freut sich Kantor József Opicz. Für den 12. Juni 2022 hat der Kirchenmusiker Gäste aus ganz Europa nach Bad Oeynhausen eingeladen: Gemeinsam mit der Kantorei an der Auferstehungskirche führt das Europäische Barockorchester “Le Chardon” an dem Sonntag Georg Friedrich Händel’s Oratorium „Messiah“ auf.
Das letzte große Konzert der Kantorei war die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach am Vierten Advent 2019. „Das war mein erstes und bisher letztes Oratorienkonzert mit meiner Kantorei. Seit Anfang der Pandemie haben wir uns nur kleinere Projekte zugetraut, die natürlich auch viel Freude bereitet haben“, sagt József Opicz, der seit 2019 Kantor an der Auferstehungskirche ist. Er blickt hoffnungsvoll in die Zukunft, dass eine gewisse Normalität auch in das kirchenmusikalische Leben zurückkehrt. „Wir wollten schon im Dezember 2021 den ersten Teil des Messias aufführen. Darin hätten zu der Adventszeit passende messianische Prophezeiungen durch den Chor und die Solisten eine lebendige Bedeutung bekommen. Leider mussten wir damals erneut ein Konzert absagen“, so der Kantor weiter. „Wegen der damals rasant steigenden Infektionszahlen haben wir uns in Absprache mit der Altstadtgemeinde und Kantor József Opicz für eine Verschiebung entschieden“, fügt Regine Köster, Vorsitzende des Freundeskreises Kirchenmusik an der Auferstehungskirche Bad Oeynhausen e.V., hinzu.
Schnell war die Entscheidung mit den Sängerinnen und Sängern der Kantorei getroffen, in 2022 das ganze Oratorium aufzuführen. „Es war keine Frage, ob wir es machen, die Unsicherheit war eher, wann wir es machen dürfen“, sagt József Opicz, der Händels Werk seit Herbst 2021 mit der Kantorei Woche für Woche erarbeitet. Ursprünglich waren nur Teile des Werks in einer Zusammenarbeit mit einem kleineren Projektorchester geplant, dessen Leitung der Bad Oeynhausener Musiker Ulrich Puppe übernommen hatte. Terminschwierigkeiten führten zu einer Anfrage an das Europäische Barockorchester Le Chardon, mit dem Kantor József Opicz schon mehrfach musizieren durfte. „Ich freue mich immens, dass wir tolle Musikerinnen und Musiker aus unterschiedlichen Ländern Europas in der Auferstehungskirche empfangen dürfen. Wir musizieren mit alten Instrumenten auf der zu Händels Zeit üblichen Stimmtonhöhe. Durch diese Aufführungspraxis bekommt das Konzert eine ganz besondere Note“, so Opicz.
Ein tiefsinniges Konzert bot die Westfälische Kantorei unter der Leitung von Professor Hildebrand Haake in unserer Auferstehungskirche am Kurpark. Der Chor setzt sich zusammen aus aktiven und ehemaligen Studierenden an der Herforder Hochschule für Kirchenmusik.
Neben Chormusik aus dem 19. Und 20. Jahrhundert mit Kompositionen von Edvard Elgar, Fanny Hensel, Felix Mendelssohn Bartholdy und Knut Nystedt sang der Chor auch zutiefst berührende zeitgenössische Chor-Bearbeitungen bekannter Gospels. Als Kontrapunkt erklang die Ott-Orgel der Auferstehungskirche, an der Kirchenmusikdirektor und Herforder Münsterkantor Stefan Kagl Werke von Jean Langlais spielte. Kagl gedachte mit dieser Auswahl an Todestag des Komponisten. Langlais verstarb am 8. Mai 1991.
Die zahlreich erschienenen Konzertbesucher lauschten dem Programm sichtlich konzentriert und ergriffen. Langanhaltender Beifall zum Schluss drückte den Dank aus für ein Konzert, das die momentane Stimmungslage am Gedenktag vom Ende des 2. Weltkrieges angemessen aufnahm.
Endlich wieder “Kirche und Kultur”, denn “das gehört zusammen”, betont Susanne Böhringer. Die Pfarrerin für Kulturarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho hatte zusammen mit der Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt begleitend zur Ausstellung in der Auferstehungskirche am Kurpark zu einer besonderen Konzertlesung eingeladen.
Unter dem Titel „Das Kreuz wie eine Krone tragen“ fand die Lesung mit Texten von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi und Musik von Katrin Ehlenbröker-Tönnies (Flöte) und Ariane Kahl-Gärtner (Harfe) statt.
Bereits vor zwei Jahren war der musikalisch-literarische Abend geplant, musste wegen der Pandemie aber verschoben werden. Im Zusammenhang mit der Kunstausstellung „Was ist der Mensch“ mit vielen Exponaten der modernen Kunst, aber auch älteren Werken, berührte die Darbietung die knapp 150 Anwesenden sichtbar. „Das Thema der Lesung und das der Ausstellung passen hervorragend zusammen und sind besonders aktuell. Die Texte sind der aktuellen politischen Lage noch einmal angepasst worden“, sagte “KuK!”-Pfarrerin Susanne Böhringer. Per Mail und in Videokonferenzen planten die beteiligten Frauen die Veranstaltung. Passend zu den von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi ausgewählten Texten suchten die Musikerinnen Katrin Ehlenbröker-Tönnies und Ariane Kahl-Gärtner musikalische Stücke aus. So waren am Abend in der Kirche erheiternde und auch bedächtige Klänge zu genießen. „Die Chemie zwischen uns stimmte sofort. Ariane Kahl-Gärtner ist aus Bremen angereist und wir alle haben sofort gedacht: Wir kennen uns lange. Eine gute Voraussetzung“, so Antje Eltzner-Silaschi.
Der Freundeskreis Kirchenmusik an der Auferstehungskirche Bad Oeynhausen und die evangelische Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt hatten dieses schon lang geplante Konzert als Benefizkonzert ausgeschrieben. „Alle Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Spenden werden an die Diakonie Katastrophenhilfe zur Unterstützung in der Ukraine Krise-weitergeleitet“, sagte Regine Köster aus dem Vorstand des Freundeskreises für Kirchenmusik. 130 Zuhörende sorgten so, mit 16 Euro Eintritt und weiteren Spenden für ein Spendenergebnis von 2.181,10 Euro.
Das Westfälische BarockConsort überzeugte mit einem faszinierenden Zusammenspiel zwischen Violine, Cello, Orgel, Oboe und Cembalo. Unterstützt sie von Gastmusikerinnen aus Köln. Es wurden die Stücke „Gott soll allein mein Herze haben“, BWV 169, die Triosonate G-Dur, BWV 1038 und „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“, BWV 56 gespielt. Kreiskantor József Opicz sang dabei in der ersten Hälfte und füllte das Kirchschiff mit seiner Stimme in Tonlage Altus. „Es ist viel gesprochen worden. Lassen wir die Musik sprechen“, sagte József Opicz. Thematisch griffen die einzelnen Stücke mit der Liebe zu Gott und der Nächstenliebe oder dem Tod als Thema die aktuelle politische Weltlage auf. Die zweite Kantate des Abends sang Hinrich Horn in der Tonlage Bass. Der in Löhne aufgewachsene Sänger sang bereits in verschiedenen Opernhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit seiner voluminösen Stimme drang er in jede Ecke der Auferstehungskirche am Kurpark vor und hatte sichtlich Spaß am Singen des Stückes von Johann Sebastian Bach. „Man singt dieses Stück sehr selten. Das muss man genießen. Dem Publikum eine Freude machen: Das ist ein Grund warum ich Sänger worden bin“, so Hinrich Horn.